Honorarberatung Vorteile: Lohnt sich das wirklich?

Bei der Honorarberatung fallen Stundensätze von 150 Euro und mehr an – lohnt sich das wirklich?

Das Wichtigste in Kürze

Was unterscheidet Honorarberatung von normaler Finanzberatung?

Der zentrale Unterschied liegt in der Vergütung. Ein Provisionsberater erhält Provisionen, also Verkaufsprämien, von den Anbietern der Produkte, die er empfiehlt. Er verdient also nur, wenn er dich zum Kauf bestimmter Produkte bewegt.

Bei der Honorarberatung sind Provisionen gesetzlich verboten, sofern es sich um einen „Honorar-Finanzanlagenberater“ oder einen „Honorar-Anlageberater“ handelt (mehr dazu hier).

Du bezahlst den Berater direkt über ein Stundenhonorar (z. B. 150 Euro pro Stunde) oder eine Servicegebühr (z. B. 1000 Euro für eine Finanzplanung inklusive Portfolioerstellung). 

Das hat mehrere Vorteile, aber auch ein paar Nachteile, wie wir im Folgenden sehen werden.

Vorteil 1: Minimierung von Interessenskonflikten

Provisionen führen zu erheblichen Interessenkonflikten. Der Berater hat den starken Anreiz, ein Produkt mit hoher Provision zu empfehlen und nicht die beste Lösung für den Anleger. 

Deshalb empfehlen Provisionsberater regelmäßig teure, renditeschwache Produkte wie Zertifikate oder aktive Fonds anstelle günstiger ETFs.

Der finanzielle Schaden kann hoch sein: Laut der Verbraucherzentrale zahlen Anleger über Provisionen und versteckte Kosten ein Vielfaches dessen, was für den Beratungsaufwand nötig wäre. Marktbeobachtungen hätten demnach wiederholt gezeigt, dass 95 Prozent der Anlagevorschläge nicht bedarfsgerecht seien.

Bei der Honorarberatung stehen deine Ziele und Wünsche im Mittelpunkt: Der Berater sucht die beste Lösung für dich – zum Beispiel kann auch herauskommen, dass Schuldenabbau passender ist als neue Geldanlagen. 

Vorteil 2: Kosteneffizienz

Obwohl die anfänglichen Kosten einer Honorarberatung hoch wirken, bleibt dir langfristig meist mehr Geld.

Ein Provisionsberater erhält laufende Vergütungen („Kickbacks“), die direkt aus deinem investierten Kapital entnommen werden und deine Rendite mindern.

Bei einer guten Honorarberatung fallen in der Regel nur einmalige Beratungskosten an. Durch den Zinseszinseffekt baust du daher langfristig mehr Vermögen auf.

Beispiel: Eine 10.000 €-Aktienanlage verursacht im ersten Jahr rund 650 € Kosten, davon ca. 550 € für den Provisionsberater (Annahme: 5 % Ausgabeaufschlag und Fondskosten von 1,5 % pro Jahr).

Beispiel: 20.000 Euro Anlagesumme

Gehen wir von typischen Kosten einer Provisionsberatung aus: Bei einer Anlagesumme von 20.000 Euro fallen zu Beginn 3 bis 5 % der Summe als Ausgabeaufschlag weg – das entspricht 600 bis 1000 Euro, die an den Berater fließen und unwiederbringlich verloren sind.

Zusätzlich kommen laufende Kosten von 1 bis 2 % pro Jahr hinzu, also weitere 200 bis 400 Euro, die aus deinem investierten Kapital entnommen werden.

Damit wird deutlich: Eine Provisionsberatung ist keineswegs kostenlos. Je nach Anlagesumme und Produktempfehlung können sich die Gesamtkosten schnell auf mehrere Tausend Euro summieren.

Im Vergleich dazu fallen bei einer Honorarberatung auf Stundenbasis nur einmalige Beratungskosten an. Die laufenden Kosten des Portfolios sind deutlich geringer: Bei ETFs liegen sie typischerweise zwischen 0,1 und 0,2 % pro Jahr, also bei 20.000 Euro Anlage gerade einmal 20 bis 40 Euro pro Jahr.

Vorteil 3: Weniger Zeit und Nerven nötig

Durch die Honorarberatung hast du die emotionale Sicherheit, dass dein Geld richtig angelegt ist, und kannst besser schlafen. 

Außerdem sparst du dir lange Recherchen im Internet und musst keine trockenen Finanzbücher lesen.

Vorteil 4: Zugang zu den besten Finanzprodukten

Ein Honorarberater kann dir helfen, ein Portfolio aus kostengünstigen ETFs zusammenzustellen. Diese erzielen meist höhere Renditen als aktive Fonds, die in der Provisionsberatung empfohlen werden. 

Welt-ETFs streuen zudem breiter (weniger Risiko) und sind transparenter als aktive Fonds. Du weißt jederzeit genau, in welche Aktien investiert wird.

Außerdem werden sie seltener geschlossen oder fusioniert, wobei vorzeitig Kapitalertragssteuern anfallen würden, was den Vermögensauufbau bremst (mehr dazu im Artikel ETFs versus Fonds). 

Vorteil 5: Volle Kostentransparenz

Ein Stundenberater legt die Kosten im Voraus offen und kann auf Verlangen genau auflisten, wofür die Stunden verwendet wurden – wie ein Steuerberater oder Rechtsanwalt. Versteckte Kosten gibt es nicht.

Vorteil 6: Mehr Wissen

Nach einer Honorarberatung hast du eine klare Anlagestrategie, mit der du langfristig Vermögen aufbauen kannst. Ein Honorarberater wird dir zum Beispiel erklären, wie du dich in Crashs richtig verhältst oder wie du dein Portfolio durch Rebalancing anpasst.

Er ermittelt außerdem deine Risikobereitschaft, etwa über standardisierte Tests oder Fragebögen. So ist sichergestellt, dass dein Portfolio in Krisen nicht zu stark an Wert verliert.

In der Provisionsberatung bekommst du dieses Wissen in der Regel nicht – der Berater will dir vor allem etwas verkaufen, und ein gut informierter Kunde ist dabei eher hinderlich.

Was sind die Nachteile der Honorarberatung?

Obwohl die Honorarberatung viele Vorteile bietet, gibt es auch hier einige Punkte, auf die du achten solltest:

  • Überhöhter Stundenaufwand: Es besteht das Risiko, dass ein Berater den Zeitaufwand für Analyse und Beratung zu hoch angibt und dir mehr Stunden als nötig in Rechnung stellt.

  • Unnötige Dienstleistungen: Rechnet der Berater mit Pauschalpreisen ab, könnte er dir Dienstleistungspakete verkaufen, die für deine Situation nicht nötig sind (zum Beispiel als Berufsanfänger eine umfassende Finanzplanung).

  • Verkauf einer teuren ETF-Vermögensverwaltung: Der Honorarberater könnte dir einreden, dass du eine ETF-Vermögensverwaltung brauchst und nicht allein in der Lage bist, dein Geld anzulegen. Eine solche Verwaltung wird regelmäßig teuer und setzt den Berater neuen Interessenkonflikten aus.

  • Interessenkonflikte durch Mischmodelle: Vorsicht ist geboten, wenn Berater zwar im Bereich Geldanlage auf Honorarbasis arbeiten, aber bei Versicherungen oder Immobilien weiterhin Provisionen annehmen. Hier können Interessenkonflikte entstehen – etwa, wenn dir Versicherungsprodukte in Kombination mit ETFs empfohlen werden, um Provisionen einzustreichen (mehr dazu hier).

Dennoch sind die Fehlanreize bei einem Honorarberater wesentlich überschaubarer als bei reinen Provisionsmodellen.

Lohnt sich Honorarberatung für Geringverdiener?

Ein Stundensatz von 150 bis 300 Euro wirkt auf den ersten Blick hoch, doch eine Honorarberatung kann sich trotzdem lohnen.

Gehen wir von einer Anlagesumme von 20.000 Euro und einem Beratungshonorar von 1500 Euro aus. In der Provisionsberatung zahlt der Anleger dagegen einen Ausgabeaufschlag von 3 Prozent, also 600 Euro.

Trotzdem hat der Honorarberatungskunde nach sechs Jahren mehr Vermögen aufgebaut – und nach 20 Jahren liegt er 11 Prozent vor dem Nutzer der Provisionsberatung (siehe Tabelle).

Die scheinbar kostenlose Provisionsberatung ist in Wahrheit die teurere Alternative, denn die höheren laufenden Kosten summieren sich über die Jahre in aller Regel auf Tausende oder Zehntausende von Euro. 

Honorarberatung und Provisionsberatung im Vergleich (Beispiel)

Annahmen: Anlagesumme 20.000 €, jährliche Rendite 5 %, das Honorar wird aus der Anlagesumme entnommen.

Honorarberatung
Provisionsberatung
Angenommene Kosten
0,2% pro Jahr ETF-Gebühren, 1500 Euro Honorar
1% pro Jahr Fondsgebühren, 3 % Ausgabeaufschlag
Zeitpunkt, ab dem mehr Vermögen vorhanden ist
6 Jahre 1 Monat
Vermögen nach 10 Jahren
28.600 Euro (+3 %)
29.500 Euro
Vermögen nach 20 Jahren
47.200 Euro (+11 %)
42.200 Euro

Quelle: Eigene Berechnungen.

*Hinweis: Die Werte basieren auf Hochrechnungen mit typischen Renditen der letzten 50 Jahre in Deutschland und durchschnittlichen Kosten beider Beratungsmodelle. Sie dienen nur der Veranschaulichung und sind keine Garantie für zukünftige Entwicklungen.

Wichtig zu beachten: Je höher das Vermögen oder die monatliche Sparrate, desto stärker lohnt sich in der Regel das Stundenhonorar. Die Kosten der Provisionsberatung bemessen sich nämlich prozentual an der Anlagesumme und steigen mit zunehmendem Vermögen an.

In diesem Artikel erfährst du mehr über die Kosten der Honorarberatung.

Fazit: Vorteile der Honorarberatung

Anleger sollten immer auf eine Honorar- statt eine Provisionsberatung setzen. 

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Über den Autor

Elias Huber ist stundenbasierter Honorar-Finanzanlagenberater (§ 34h GewO). Er unterstützt Anleger im Raum Offenburg (Ortenaukreis), Karlsruhe, Freiburg sowie deutschlandweit per Videokonferenz – mit unabhängiger Finanzberatung rund um Geldanlage, Altersvorsorge und Depotanalyse.

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Elias Huber ist Honorar-Finanzanlagenberater (§ 34h GewO). Er unterstützt Anleger im Raum Offenburg (Ortenaukreis), Karlsruhe, Freiburg sowie deutschlandweit per Videokonferenz – mit unabhängiger Finanzberatung rund um Geldanlage und den Vermögensaufbau mit ETFs.

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Elias Huber

Honorar-Finanzanlagenberater

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