Was sind die Vorteile der Honorarberatung?

Honorarberatung mit Stundensätzen oder Pauschalpreisen ist deutlich günstiger als Provisionsberatung.

Das Wichtigste in Kürze

Was unterscheidet Honorarberatung von normaler Finanzberatung?

Normale Finanzberater bei Banken erhalten Provisionen von den Anbietern der Finanzprodukte, die sie empfehlen. Es handelt sich letztlich um Verkäufer, die nur etwas verdienen, wenn sie dich zum Kauf von bestimmten Finanzprodukten bewegen. 

Bei der Honorarberatung sind Provisionen nicht erlaubt, zumindest wenn es sich um einen “Honorar-Finanzanlagenberater” oder einen „Honorar-Anlageberater“ handelt. Stattdessen erhalten Honorarberater nur ein Honorar direkt vom Kunden, das sich an dem Stundenaufwand bemisst oder als Pauschale für bestimmte Dienstleistungen konzipiert ist.

Warum nicht jedem Berater, der sich Honorarberater nennt, die Annahme von Provisionen verboten ist, und was du bei der Wahl eines Honorarberaters beachten solltest, erfährst du in diesem Artikel

Was sind die Vorteile der Honorarberatung?

Die Honorarberatung ist gegenüber Provisionsmodellen klar im Vorteil – und zwar aus fünf Gründen:

Vorteil 1: Minimierung von Interessenskonflikten

Provisionen führen zu erheblichen Interessenkonflikten. Der Berater hat den starken Anreiz, nach dem Produkt mit der höchsten Provision zu suchen und nicht nach der besten Lösung für den Anleger. 

Regelmäßig empfehlen daher Provisionsberater in Volksbanken, Sparkassen oder Strukturvertrieben wie der DVAG nicht günstige ETFs, sondern teure und daher renditeschwache Produkte wie Rentenversicherungen oder aktive Fonds.

Der finanzielle Schaden ist für viele Anleger enorm: Laut der Verbraucherzentrale zahlen Anleger über Provisionen und versteckte Kosten „ein Vielfaches dessen, was angesichts des überschaubaren Beratungsaufwands überhaupt notwendig wäre“. 

Dabei handle es sich nicht um Einzelfälle: Man habe mehrfach Marktbeobachtungen durchgeführt und dabei festgestellt, dass 95 Prozent der Anlagevorschläge nicht bedarfsgerecht seien, berichtet die Verbraucherzentrale. 

Bei der Honorarberatung liegt der Fokus hingegen auf deinen Wünschen und Zielen. Dabei kann beispielsweise auch als Ergebnis herauskommen, dass eine Finanzanlage nicht zu empfehlen ist und du besser Schulden abbauen solltest.

Vorteil 2: Langfristig günstig

Auch wenn die anfänglichen Kosten für eine Honorarberatung hoch wirken, bleibt dir langfristig deutlich mehr Geld für deinen Vermögensaufbau übrig.

Ein Provisionsberater erhält laufende Vergütungen (sogenannte Kickbacks), wenn du in einem Finanzprodukt, das er dir empfohlen hat, investiert bleibst. Diese Rückvergütungen stammen aus dem Geld, das du in das Finanzprodukt investiert hast, und mindern deine Rendite.

Bei einer guten Honorarberatung hingegen fallen nur einmalige Beratungskosten an, und es gibt keine laufenden Kosten aus der Beratung selbst. Dadurch musst du zwar anfangs mehr Geld aufwenden, aber durch den Zinseszinseffekt baust du mittel- bis langfristig wesentlich mehr Vermögen auf. 

Angenommen, du verfügst über Ersparnisse von 100.000 Euro und bezahlst ein einmaliges Honorar von 2000 Euro. In diesem Fall stündest du bereits nach etwa zweieinhalb Jahren besser da als jemand, der eine Provisionsberatung nutzt und anfangs nichts bezahlt, dafür aber typische laufende Gebühren von 1,2 Prozent für ein Aktien-Anleihe-Fondsportfolio entrichtet, anstatt nur 0,2 Prozent für ein günstiges ETF-Portfolio.

Laufende Kosten sind bei der Geldanlage nämlich wesentlich schädlicher als Einmalkosten, die nur zu Beginn auftreten. Beachte außerdem: Einen Ausgabeaufschlag, der bei aktiven Fonds bis zu fünf Prozent betragen kann, habe ich bei der Provisionsberatung noch nicht einmal eingerechnet.

Honorarberatung und Provisionsberatung im Vergleich

Annahmen: Anlagesumme von 100.000 Euro, Rendite von 7% pro Jahr

Honorarberatung
Provisionsberatung
Kosten
0,2% pro Jahr ETF-Gebühren, 2000 Euro Honorar
1,2% pro Jahr Fondsgebühren
Zeitpunkt, ab dem mehr Vermögen vorhanden ist
2 Jahre 7 Monate
Vermögen nach 10 Jahren
189.000 Euro (+6%)
178.000 Euro
Vermögen nach 20 Jahren
364.000 Euro (+15%)
317.000 Euro

Quelle: Eigene Berechnungen

Vorteil 3: Weniger Zeit und Nerven nötig

Durch die Honorarberatung hast du die emotionale Sicherheit, dass dein Geld richtig angelegt ist, und kannst besser schlafen.

Außerdem sparst du dir lange Recherchen im Internet und musst keine Finanzbücher in deiner Freizeit lesen, um am Ende womöglich doch die Motivation zu verlieren und dein Geld erst gar nicht oder nicht optimal anzulegen.

Denn einer der größten Fehler beim Geldanlegen ist es, gar nicht zu starten und das Geld auf Tages- und Festgeldkonten zu lassen. Damit war historisch in Deutschland nicht viel mehr als ein Inflationsausgleich drin.

Vorteil 4: Zugang zu den besten Finanzprodukten

Ein Honorarberater kann dir helfen, ein Portfolio aus kostengünstigen ETFs zusammenzustellen. Diese erzielen meist höhere Renditen als aktive Fonds, die oft in der Provisionsberatung empfohlen werden.

ETFs werden zudem seltener geschlossen oder fusioniert – was steuerlich nachteilig sein kann. Welt-ETFs streuen in der Regel breiter, verursachen geringe Handelskosten und sind in ihrer Zusammensetzung transparenter als aktive Fonds.

In diesem Blog-Artikel von mir erfährst du mehr über die Vorteile von ETFs.

Vorteil 5: Volle Kostentransparenz

Ein Honorarberater wird dir im Voraus darlegen, welche Kosten für die Beratung anfallen. Es gibt keine versteckten Kosten, die Karten liegen offen auf dem Tisch.

Was sind die Nachteile der Honorarberatung?

Obwohl die Honorarberatung viele Vorteile bietet, gibt es auch hier einige Punkte, auf die du achten solltest:

  • Überhöhter Stundenaufwand: Es besteht das Risiko, dass ein Berater den Zeitaufwand für Analyse und Beratung zu hoch angibt und dir somit mehr Stunden als tatsächlich nötig in Rechnung stellt.

  • Unnötige Dienstleistungen: Rechnet der Berater mit Pauschalpreisen ab, könnte er dir Dienstleistungspakete verkaufen, die für deine Situation nicht nötig sind (zum Beispiel als Berufsanfänger eine umfassende Finanzplanung).

  • Verkauf einer teuren ETF-Vermögensverwaltung: Der Honorarberater könnte dir einreden, dass du eine ETF-Vermögensverwaltung brauchst und nicht allein in der Lage bist, dein Geld anzulegen. Eine solche Verwaltung wird regelmäßig teuer und setzt den Berater neuen Interessenkonflikten aus.

  • Interessenkonflikte durch Mischmodelle: Vorsicht ist geboten, wenn Berater zwar im Bereich Geldanlage auf Honorarbasis arbeiten, aber bei Versicherungen oder Immobilien weiterhin Provisionen annehmen. Hier können Interessenkonflikte entstehen – etwa, wenn dir Versicherungsprodukte in Kombination mit ETFs empfohlen werden, um Provisionen einzustreichen.

Dennoch sind die Fehlanreize bei einem Honorarberater wesentlich überschaubarer als bei reinen Provisionsmodellen.

Warum ist eine ETF-Vermögensverwaltung weniger sinnvoll?

Es ist wichtig, die Honorarberatung auf Stundenbasis oder über Pauschalpreise von einer Vermögensverwaltung zu unterscheiden. 

Bei einer Vermögensverwaltung wird dein Geld in einem Depot angelegt, das ein Berater für dich verwaltet. Dafür zahlst du eine laufende Gebühr, die sich prozentual an deiner Anlagesumme orientiert – üblicherweise zwischen 0,8 und 1,2 Prozent pro Jahr. Bei einem Vermögen von 100.000 Euro sind das jährliche Kosten von 800 bis 1200 Euro, die zusätzlich zu den Produktkosten anfallen.

Eine solche ETF-Vermögensverwaltung verursacht somit erhebliche laufende Kosten, die die Rendite stark schmälern, und lohnt sich daher für viele Anleger nicht. Sie ist nur in bestimmten Fällen eine Überlegung wert:

  • Keine Motivation: Du möchtest dich absolut gar nicht um deine Geldanlage kümmern, selbst wenn es nur wenige Stunden pro Jahr erfordern würde, und bist bereit, dafür die entsprechenden Zusatzkosten dauerhaft zu tragen.

  • Fehlende Disziplin: Dir fehlt die Disziplin oder die Nervenstärke, um auch in turbulenten Börsenphasen oder Krisen an einer einmal festgelegten Anlagestrategie festzuhalten.

  • Sehr hohes Vermögen: Einer der beiden vorherigen Punkte trifft auf dich zu, und dein Vermögen bewegt sich im Millionenbereich, sodass die Gebühren prozentual geringer ausfallen.

Die meisten Anleger kommen jedoch aus meiner Sicht ohne eine Vermögensverwaltung zurecht. Es ist mit der richtigen Anleitung relativ einfach, ein ETF-Portfolio selbst zu verwalten, und dies erfordert meist nur wenige Stunden Aufwand pro Jahr. 

Bei der Geldanlage gilt ohnehin: Weniger Aktivität ist mehr, da ständiges Handeln in der Regel mehr schadet als nützt und hohe Gebühren den Vermögensaufbau erheblich bremsen.

Wann lohnt sich eine Honorarberatung?

Die anfänglichen Kosten für eine Honorarberatung zahlen sich oft schon nach wenigen Jahren aus.

Das gilt besonders, wenn du noch kein kosteneffizientes ETF-Portfolio hast und dein Geld stattdessen auf niedrig verzinsten Bankkonten liegen würde oder in teuren, aktiv gemanagten Fonds. Konkret zeigen meine Berechnungen:

  • Einmalanlage: Bei einer Anlagesumme von 30.000 Euro und einem Honorar von 1500 Euro lohnt sich die Honorarberatung im Vergleich zur Provisionsberatung nach etwa fünf Jahren.

  • Sparplan: Wenn du kein nennenswertes Vermögen hast, aber monatlich 400 Euro sparen kannst, stehst du nach rund sechs Jahren besser da – hier wird ein Honorar von 800 Euro angenommen, da ein Anleger ohne Altportfolio weniger Aufwand verursacht.

  • Vergleich zu Bankeinlagen: Wenn du dein Geld nur auf Tages- oder Festgeldkonten liegen lässt, lohnt sich die Beratung aufgrund der höheren Kapitalmarktrenditen oft bereits nach weniger als vier Jahren – etwa wenn du monatlich 400 Euro sparen kannst oder eine niedrige fünfstellige Summe anlegst.

Diese Berechnungen unterstellen, dass alle Anleger am Kapitalmarkt die historischen Durchschnittsrenditen der vergangenen fünfzig Jahre erzielen und sich lediglich die Beratungs- und Produktkosten unterscheiden. Mehr Details dazu findest du in diesem Artikel über die Kosten einer Honorarberatung.

Honorarberatung ist somit klar besser als eine Provisionsberatung, weshalb sich die Verbraucherzentrale sogar für ein Provisionsverbot ausspricht.

Fazit: Vorteile der Honorarberatung

Anleger sollten immer auf eine Honorar- statt eine Provisionsberatung setzen. 

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Über den Autor

Elias Huber ist Honorar-Finanzanlagenberater (§ 34h GewO). Er unterstützt Anleger im Raum Offenburg (Ortenaukreis), Karlsruhe, Freiburg sowie deutschlandweit per Videokonferenz – mit unabhängiger Finanzberatung rund um Geldanlage, Altersvorsorge und Depotanalyse.

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Elias Huber ist Honorar-Finanzanlagenberater (§ 34h GewO). Er unterstützt Anleger im Raum Offenburg (Ortenaukreis), Karlsruhe, Freiburg sowie deutschlandweit per Videokonferenz – mit unabhängiger Finanzberatung rund um Geldanlage und den Vermögensaufbau mit ETFs.

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Elias Huber

Honorar-Finanzanlagenberater

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