Honorarberatung: Warum ein Stundensatz günstiger und fairer ist

Die meisten Honorarberater bieten eine Vermögensverwaltung an – doch ist das tatsächlich sinnvoll?

Das Wichtigste in Kürze

Stundensatz vs. laufende Gebühren

Es ist wichtig, die Honorarberatung auf Stundenbasis von einer Vermögensverwaltung zu unterscheiden.

Bei einer stundenbasierten Honorarberatung fallen nur einmalige Kosten an. Langfristig profitierst du von einem sehr günstigen ETF-Portfolio mit jährlichen Kosten von 0,1 bis 0,2 Prozent der Anlagesumme.

Eine Vermögensverwaltung (und eine Provisionsberatung) ist deutlich teurer: Bei der Vermögensverwaltung  gibt der Anleger die Kontrolle über das Depot ab, und der Honorarberater verwaltet es. Dafür fallen laufende, prozentuale Gebühren an, die sich in Prozent der Anlagesumme bemessen. 

Wie hoch ist der Stundensatz?

Die üblichen Kosten von Finanzberatungen stellen sich wie folgt dar:

  • Stundensatz (Honorarberatung): 150 bis 300 Euro pro Stunde inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer. Meistens geben Honorarberater als Mindestaufwand 5 Stunden für die Erstellung eines ETF-Portfolios an (inkl. Beratung, Dokumentation, Recherche). 

  • Pauschalpreis (Honorarberatung): Dieser Preis ist abhängig vom Umfang der gewünschten Leistung, wie beispielsweise einer reinen Portfolioerstellung (weniger Aufwand, niedrigerer Preis) oder einer kompletten Finanzanalyse (mehr Aufwand, höherer Preis).

  • Verwaltungsgebühren (ETF-Vermögensverwaltung): Diese liegen bei 0,8 bis 1 Prozent pro Jahr für Vermögen bis zu einer Million Euro. Bei höheren Summen kann die Gebühr leicht sinken, bleibt aber in der Regel über 0,5 Prozent pro Jahr.

  • Provisionsberatung: Hier liegen die laufenden Kosten der Portfolios oft bei 1 bis 2 Prozent pro Jahr und sind somit deutlich höher als bei ETF-Portfolios (0,1 bis 0,2 Prozent).

Du siehst also: Provisionsberatungen und ETF-Vermögensverwaltungen verursachen hohe laufende Kosten. Diese mindern die Rendite erheblich, wie wir gleich sehen werden.

Warum der Stundensatz günstiger ist

Einmalige Kosten sind bei der Geldanlage in aller Regel besser als laufende Kosten. Selbst kleinste Unterschiede in den Nachkommastellen summieren sich nämlich mittel- bis langfristig auf erhebliche Vermögenseinbußen.

Ein Beispiel: Ein Anleger investiert 100.000 Euro in ETFs und zahlt 2000 Euro Honorar an einen Stundenberater. Ein zweiter Anleger zahlt kein Stundenhonorar, sondern eine jährliche Verwaltungsgebühr von 0,8 Prozent der Anlagesumme.

Beide Beratungskosten, das Stundenhonorar und die Verwaltungsgebühr, werden aus dem Vermögen von 100.000 Euro entnommen. 

Das Ergebnis: Bereits nach zweieinhalb Jahren hat der Nutzer der Stundenberatung mehr Vermögen aufgebaut. Nach 20 Jahren sind es 13 Prozent mehr.

Honorarberatung und Vermögensverwaltung im Vergleich (Beispiel)*

Annahmen: Anlagesumme von 100.000 Euro, Rendite von 5% pro Jahr

Honorarberatung
Vermögensverwaltung
Kosten
0,2% pro Jahr ETF-Gebühren, 2000 Euro Honorar
0,2% pro Jahr ETF-Gebühren, 0,8% pro Jahr Verwaltungsgebühren
Zeitpunkt, ab dem mehr Vermögen vorhanden ist
2 Jahre 7 Monate
Vermögen nach 10 Jahren
156.000 Euro (+6%)
147.000 Euro
Vermögen nach 20 Jahren
250.000 Euro (+13%)
217.000 Euro

Quelle: Eigene Berechnungen

*Hinweis: Die Ergebnisse basieren auf Hochrechnungen mit typischen Renditen der letzten 50 Jahre in Deutschland (60/40-Portfolio) und durchschnittlichen Kosten beider Beratungsmodelle. Sie dienen nur der Veranschaulichung und sind keine Garantie für zukünftige Entwicklungen.

Weitere Vorteile des Honorars auf Stundenbasis

Ein Stundenberater unterliegt deutlich weniger Interessenkonflikten. Vermögensverwalter haben den Anreiz, Kunden in die Verwaltung zu lotsen, weil sie dadurch mehr verdienen.

Daher haben sie weniger Anreiz, Lösungen abseits von Finanzanlagen zu empfehlen, etwa eine Sonderzahlung in die gesetzliche Rente bei Selbstständigen, physisches Gold, Immobilien oder Schuldenabbau.

Der Berater könnte dazu neigen, komplexe Portfolios zu erstellen, die dem Anleger zu kompliziert erscheinen, sodass sich jener weiter abhängig vom Berater fühlt. 

Manche vermögensverwaltenden Honorarberater empfehlen zudem Spezialprodukte, die man nur über sie selbst erhalten kann.

Solltest du das Portfolio später selbst verwalten wollen, müsstest du diese Fonds verkaufen. Das kann hohe Steuern auslösen. Auf diese Weise wird Privatanlegern der Wechsel in die Selbstverwaltung fast schon versperrt.

Kann man ein ETF-Portfolio als Anfänger selbst verwalten?

Mit der richtigen Einweisung ist es relativ einfach, ein ETF-Portfolio selbst zu verwalten. Millionen von Anlegern tun dies bereits heute in Deutschland.

Die Verwaltung dauert nur 30 Minuten pro Jahr, wenn du den Aufwand sehr gering halten möchtest.

Die Überweisung der Steuern ans Finanzamt übernimmt zudem der Depotanbieter für dich, und die Abgabe einer Steuererklärung ist nicht nötig.

Moderne Depots bei Onlinebanken und Brokern sind sehr nutzerfreundlich. Die Bedienung erklärt sich praktisch von selbst, ohne dass eine Einweisung nötig wäre.

Lohnt sich eine ETF-Vermögensverwaltung gar nicht?

Für die meisten Anleger lohnt sich eine Vermögensverwaltung nicht. Sie ist nur in ganz bestimmten Ausnahmefällen eine Überlegung wert.

  • Keine Motivation: Du möchtest dich absolut gar nicht um deine Geldanlage kümmern, selbst wenn es nur wenige Stunden pro Jahr erfordern würde, und bist bereit, dafür Zusatzkosten dauerhaft zu tragen.

  • Fehlende Disziplin: Dir fehlt die Disziplin oder die Nervenstärke, um in Crashs und Krisen eine einmal festgelegte Anlagestrategie beizubehalten.

  • Sehr hohes Vermögen: Einer der beiden vorherigen Punkte trifft auf dich zu, und dein Vermögen bewegt sich im mehrfachen Millionenbereich, sodass die Gebühren weit unter 1 Prozent pro Jahr liegen.

Aus meiner Sicht haben die meisten Anleger, die zu einem Honorarberater gehen, die Disziplin, einen Sparplan auch in Krisen durchzuhalten, und verkaufen nicht panisch.

Was sind die Argumente gegen einen Stundensatz?

Zwei Einwände werden oft gegen eine stundenbasierte Honorarberatung vorgebracht:

Einwand 1: „Der Berater kann zu viele Stunden abrechnen.“

Das Risiko, dass ein Berater mehr Stunden als nötig abrechnet, ist zwar real. Allerdings bleibt der mögliche Schaden begrenzt. Der Anleger hat am Ende zumindest ein ETF-Portfolio, mit dem er besser Vermögen aufbauen kann als mit teuren Provisionsprodukten.

Zudem hat der Honorarberater ein starkes Eigeninteresse: Er möchte seine Kunden nicht verärgern und negative Internet-Bewertungen kassieren, die Interessenten abschrecken. 

Ein zufriedener Kunde wird bei neuem Beratungsbedarf wiederkommen oder die Honorarberatung weiterempfehlen.

Einwand 2: „Ohne laufende Betreuung verkaufen Anleger im nächsten Crash.“

Ein weiteres Argument für die ETF-Vermögensverwaltung ist, dass Anleger in Krisen nervös werden und verkaufen würden, wodurch die Rendite extrem gemindert werden kann.

Aus meiner Sicht trifft das nur auf manche Anleger zu. Der Sinn der Honorarberatung ist es gerade, den Anleger dafür zu sensibilisieren, in Krisen ruhig zu bleiben. Die Aktienquote wird so gesetzt, dass das Portfolio nicht zu stark einbricht.

Zudem ist eine laufende Betreuung auch per Stundenhonorar oder über einen Pauschalpreis möglich.

Es gibt keinen Grund, von jemandem mit zehn Millionen Euro mehr zu verlangen als von jemandem mit einer Million Euro. Der Arbeitsaufwand ist letztlich gleich und auch der Mehrwert der Beratung für den Kunden kann bei einem geringen Vermögen größer sein als bei einem hohen. 

Fazit: Honorarberatung Stundensatz

Für die meisten Anleger ist eine Honorarberatung auf Stundenbasis besser als eine Vermögensverwaltung. 

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Über den Autor

Elias Huber ist stundenbasierter Honorar-Finanzanlagenberater (§ 34h GewO). Er unterstützt Anleger im Raum Offenburg (Ortenaukreis), Karlsruhe, Freiburg sowie deutschlandweit per Videokonferenz – mit unabhängiger Finanzberatung rund um Geldanlage, Altersvorsorge und Depotanalyse.

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Elias Huber ist Honorar-Finanzanlagenberater (§ 34h GewO). Er unterstützt Anleger im Raum Offenburg (Ortenaukreis), Karlsruhe, Freiburg sowie deutschlandweit per Videokonferenz – mit unabhängiger Finanzberatung rund um Geldanlage und den Vermögensaufbau mit ETFs.

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Elias Huber

Honorar-Finanzanlagenberater

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