Lohnt sich der Vermögensmanagement Balance? Test, Bewertung

Die Kosten sind extrem hoch, aber die Renditen waren langfristig kaum oberhalb der Inflationsrate.

Das Wichtigste in Kürze

Was ist der Vermögensmanagement Balance?

Der Vermögensmanagement Balance ist ein Dachfonds, der in andere Fonds und ETFs investiert (ISIN: LU0321021155, WKN: A0M16S). Er enthält über acht Milliarden Euro Anlegergelder und wird von Allianz Global Investors herausgegeben, einer Fondsgesellschaft des Versicherungsriesen Allianz.

Der Fonds investiert nicht nur in Aktien, sondern 60 Prozent des Fondsvermögens machen derzeit Anleihen aus (Stand: 30. Juni 2025). Ziel ist laut der Internetseite, „Erträge zu erwirtschaften und auf lange Sicht Kapitalwachstum zu erzielen“. Allerdings waren die Renditen in der Vergangenheit durchwachsen, wie du gleich in meinem Test erfahren wirst. 

Komplexität: Ein undurchsichtiger Mix aus Fonds

Wie bereits erwähnt, ist der Vermögensmanagement Balance ein Dachfonds. Das bedeutet, er investiert in andere Fonds und ETFs. Das macht in zu einem schwer durchschaubaren Produkt. In den Fondsunterlagen wird nicht dargelegt, wie hoch einzelne Unternehmen, Länder und Branchen gewichtet sind. 

Wer in die Vermögensaufstellung im Jahresbericht schaut, findet dort circa 50 Fonds aufgelistet. Ein normaler Privatanleger kann daher nicht nachvollziehen, in was er investiert. 

Auszug aus dem Jahresbericht 2024: Zu sehen sind die Namen und die Gewichtung von etwa 30 Zielfonds des VM Balance.

Hebel: Risiko durch versteckten Einsatz

Ein weiteres Problem ist der Einsatz eines Hebels, der offenbar die Performance steigern soll. Das ergibt sich aus der negativen Kassenposition im Factsheet (Stand: 30. Juni 2025) und daran, dass das Gewicht der einzelnen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen mehr als 100 Prozent beträgt.

Aus dem Jahresbericht wird ersichtlich, dass der Fonds Derivate einsetzt. Pikant ist dabei, dass der Hebel nicht im Detail im Jahresbericht oder in den Verkaufsunterlagen erläutert wird; etwa findet sich nirgends eine Angabe darüber, wie groß der Hebel ist. Auf der Anbieterwebsite wird der Hebel ebenfalls nicht erwähnt.

Ein Hebel bietet zwar die Chance auf eine höhere Rendite, aber bringt auch zusätzliche Risiken mit sich; etwa kann der Fonds in Krisen stärker einbrechen.

Links: Asset Allocation mit negativer Kassenposition (rot markiert). Rechts: Die zehn größten Positionen (Quelle: Factsheet vom 30. Juni 2025).

Asset Allocation: Weniger Kontrolle über Risiko

Das Gewicht der einzelnen Anlageklassen ist nicht fest, sondern kann vom Fondsmanager verändert werden. Etwa darf die Aktienquote zwischen null und 60 Prozent liegen und Anleihen dürfen zwischen null und 85 Prozent ausmachen.

Das kann dazu führen, dass du höheren Wertschwankungen ausgesetzt bist, als du eigentlich möchtest, falls die Aktienquote in einem Markteinbruch hoch ist. Umgekehrt kann eine über längere Zeit niedrige Aktienquote dazu führen, dass die Renditen hinter deinen Erwartungen zurückbleiben.

Das ist ein klarer Nachteil gegenüber einem ETF-Portfolio, bei dem du zu jeder Zeit die Kontrolle über die Asset Allocation behältst.

Kosten: Selbst für einen aktiven Fonds hoch

Die Gebühren des Vermögensmanagement Balance sind enorm. Die laufenden Kosten betragen 2,24 Prozent pro Jahr, hinzu kommen 0,12 Prozent Transaktionskosten, was 2,36 Prozent Kosten ergibt. Zusätzlich gibt es einen Ausgabeaufschlag von bis zu 6 Prozent der Anlagesumme, der gleich zu Beginn wegfällt.

Ursache ist die doppelte Kostenstruktur des Fonds. Da es sich um einen Dachfonds handelt, bezahlst du nicht nur den Fondsmanager des Vermögensmanagement Balance, sondern auch die Verwaltungsgebühren der einzelnen Fonds und ETFs, in die der Fonds investiert.

Eine so hohe Kostenlast schmälert die Rendite massiv: Ein ausgewogenes Portfolio aus Aktien und Anleihen wie das des Vermögensmanagement Balance hat historisch circa fünf Prozent Rendite pro Jahr erzielt. Du verlierst also bereits die Hälfte deiner Zugewinne durch Gebühren.

Warum sind die Kosten so hoch?

Ein genauer Blick auf die Internetseite der Commerzbank, eine Vertriebspartnerin der Allianz, zeigt zudem, welche Provisionen fließen. Diese Empfehlungsvergütungen sind ein wesentlicher Grund dafür, warum der Fonds trotz der hohen Kosten weiter vertrieben wird:

  • Ertragsanteil: Bei einem Investment von 100.000 Euro fällt gleich zu Beginn ein Ausgabeaufschlag von 6 Prozent weg. Davon gehen 2,5 Prozentpunkte, also 2500 Euro, als Ertragsanteil an die Commerzbank.

  • Interne Vergütung: Zusätzlich erhält der Vertrieb im Privatkundengeschäft, wie die Commerzbank AG, eine interne Vergütung in Höhe von einem Prozent auf das Nettogeschäftsvolumen ausgewählter Allianz-Fonds. Bei 100.000 Euro sind das 1000 Euro.

  • Pauschalvergütung: Für die Verwaltung des Fonds fällt eine Pauschalvergütung von 1,86 Prozent an. Diese ist Teil der laufenden Kosten von 2,24 Prozent. Bei einem Anlagevolumen von 100.000 Euro sind das 1860 Euro pro Jahr.

  • Laufende Vertriebsprovision: An die Commerzbank fließen zusätzlich 61,72 Prozent der Pauschalvergütung als laufende Vertriebsprovision. Das bedeutet bei 1860 Euro Pauschalvergütung, dass 1148 Euro pro Jahr direkt an die Commerzbank gehen.

Performance: Enttäuschend im Vergleich zu ETFs

Die Bewertung der Rendite fällt ernüchternd aus: Auf lange Sicht lagen die Zugewinne kaum oberhalb der Inflationsrate und konnten überwiegend nicht mit vergleichbaren ETFs mithalten:

  • Vergleich mit Inflation: In den letzten zehn Jahren lag die jährliche Rendite bei 2,3 Prozent, und seit Auflage im November 2007 bei 2,8 Prozent. Das ist kaum mehr als die historische Inflationsrate von zwei Prozent.

  • Vergleich mit einem Misch-ETF (30 Prozent Aktienanteil): Der VanEck Multi-Asset Conservative Allocation (ISIN: NL0009272764) liegt seit seiner Auflage im Jahr 2009 nur minimal hinter dem Fonds, obwohl er keinen Hebel einsetzt und eine niedrigere Aktienquote haben dürfte. Über die vergangenen fünfzehn Jahre liegt der ETF leicht vorne und über die vergangenen zehn Jahre sogar deutlich. Nur über die letzten fünf und drei Jahre liegt er zurück. Außerdem war das Verhältnis zwischen Rendite und Kursschwankung (Volatilität) beim ETF über die vergangenen zehn Jahre besser (Sharpe Ratio).

  • Vergleich mit zwei Vanguard-ETFs (40 Prozent und 60 Prozent globale Aktien): Seit Auflage der beiden Misch-ETFs von Vanguard im Jahr 2021 liegt der Vermögensmanagement Balance vor dem ETF mit 40 Prozent Aktienanteil (ISIN: IE00BMVB5M21), aber deutlich hinter dem ETF mit 60 Prozent Aktienanteil (ISIN: IE00BMVB5Q68). Auch bei der Sharpe-Ratio liegt der Allianz-Fonds fast gleichauf mit dem ETF mit 40 Prozent Aktienanteil, aber deutlich hinter dem ETF mit 60 Prozent Aktienanteil.

  • Vergleich mit einem Amundi-ETF (40 Prozent Aktien, 50 Prozent Anleihen, 10 Prozent Rohstoffe): Der Amundi Multi-Asset Portfolio Defensive (ISIN: DE000ETF7029) lief seit seiner Auflage im März 2018 deutlich besser. Auch die Sharpe-Ratio ist über die letzten drei und fünf Jahre besser.

Performance des Vermögensmanagement Balance versus ETFs*
VM Balance
VanEck Multi-Asset Conservative Allocation
Amundi Multi-Asset Portfolio Defensive
Kosten
2,24% p.a.
0,28% p.a.
0,38% p.a.
3 Jahre
5,4%
3,8%
6,5%
5 Jahre
3,8%
2,8%
4,6%
10 Jahre
2,2%
2,8%
-
15 Jahre
3,4%
3,6%
-
Sharpe Ratio (3 Jahre)
0,36
0,23
0,62
Sharpe Ratio (10 Jahre)
0,27
0,39
-

Quelle: Fondsweb.com

*Es handelt sich um Renditen auf Eurobasis zum Juni 2025. Der Ausgabeaufschlag des Vermögensmanagement Balance ist in den Renditen nicht enthalten (wie generell üblich) und würde die Performance sowie die Sharpe Ratio verschlechtern. 

Ist der Vermögensmanagement Balance sinnvoll?

Der Vermögensmanagement Balance lohnt sich aus meiner Sicht nicht. Die Gebühren sind dermaßen hoch, dass langfristig kaum mehr als ein Inflationsausgleich zu erwarten ist.

Anleger fahren weitaus besser, wenn sie auf ein Portfolio aus ETFs setzen. Ein Verkauf dürfte sich für nahezu jeden Anleger finanziell lohnen.

Fazit: Vermögensmanagement Balance

Ein Kauf des Vermögensmanagement Balance ist unter keinen Umständen sinnvoll.

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Über den Autor

Elias Huber ist Honorar-Finanzanlagenberater (§ 34h GewO). Er unterstützt Anleger im Raum Offenburg (Ortenaukreis), Karlsruhe, Freiburg sowie deutschlandweit per Videokonferenz – mit unabhängiger Finanzberatung rund um Geldanlage, Altersvorsorge und Depotanalyse.

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Honorar-Finanzanlagenberater

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