Lohnen sich Expresszertifikate der Dekabank? Erfahrungen, Kritik

Expresszertifikate sind für Privatanleger kaum durchschaubar und weisen hohe Kosten auf.

Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

Was sind Expresszertifikate?

Ein Zertifikat ist ein Wertpapier, das an die Wertentwicklung eines Basiswerts gekoppelt ist, zum Beispiel an den Goldpreis oder einen Wertpapierindex. Steigt der Goldpreis um 10 Prozent, kann das Zertifikat – je nach Ausgestaltung – beispielsweise um 10 Prozent steigen, um 20 Prozent zulegen oder sogar im Wert sinken.

Expresszertifikate im Speziellen beziehen sich meist auf einen Index oder eine Einzelaktie. Liegt der Kurs zu einem bestimmten Stichtag über einem Schwellenwert, wird das Zertifikat vorzeitig fällig und der Anleger erhält den vollen Nennwert und einen festen Betrag zurück (daher der Name „Express“).

In diesem Artikel werden wir uns beispielhaft das „DekaBank Express-Zertifikat Relax mit Airbag 08/2031“ (ISIN: DE000DK1FX94) anschauen, das sich auf den Index „MSCI World Climate Change ESG Select 4.5% Decrement“ bezieht.

Wie funktionieren Dekabank-Expresszertifikate?

Dekabank-Expresszertifikate können an einen Index wie den EuroStoxx 50 oder eine ESG-Variante des MSCI World gebunden sein. Letzterer ist beispielsweise ein Weltaktienindex, der in 23 Industrieländer investiert, aber bestimmte Unternehmen ausschließt, die als nicht nachhaltig oder ethisch fragwürdig gelten, zum Beispiel Rüstungsunternehmen.

Der Nennwert unseres Beispiel-Zertifikats liegt bei 100 Euro. Für diesen Betrag konnten Anleger bis zum 23. Juni 2025 das Expresszertifikat bei ihrer Sparkasse erwerben.

Anschließend wird am Ende des gleichen Tages festgehalten, wie hoch der zugrunde liegende Index steht. Dieser Startwert wird dann mit zukünftigen Indexständen verglichen:

  • Erster Beobachtungstag (hier: 19. August 2026): Liegt der Index zu diesem Zeitpunkt oberhalb des Startwerts (das heißt, er ist gestiegen oder zumindest nicht gefallen), erhalten Sie die 100 Euro Nennwert zurück und einen Zinsbetrag von 4,15 Euro. Sie müssen Ihr Geld nun neu anlegen. Liegt der Index niedriger, erhalten Sie vorerst nichts. Es wird ein Jahr später erneut geprüft.

  • Zweiter Beobachtungstag (ein Jahr später): Liegt der Index maximal 5 Prozent tiefer als zu Beginn (Schwellenwert von 95 Prozent), erhalten Sie die vollen 100 Euro Nennwert zurück und 8,30 Euro Zinsbetrag. Hat der Index mehr als 5 Prozent verloren, erhalten Sie wiederum nichts. Es wird ein weiteres Jahr später geprüft.

  • Dritter Beobachtungstag (ein weiteres Jahr später): Hat der Aktienmarkt zu diesem Zeitpunkt maximal 10 Prozent an Wert verloren (Schwellenwert von 90 Prozent), erhalten Sie die 100 Euro plus 12,45 Euro Zinsbetrag zurückgezahlt.

Dieses Schema setzt sich drei weitere Jahre fort: Der Schwellenwert sinkt dabei auf 85 Prozent, dann auf 80 Prozent und im Jahr 2031 sogar auf 70 Prozent.

Nachteile und Risiken von Expresszertifikaten

Im Schnitt erhalten Sie bei unserem Beispiel-Expresszertifikat der Dekabank rund 4 Prozent Zinsen pro Jahr. Dafür müssen Sie aber erhebliche Nachteile in Kauf nehmen:

  • Verlustrisiko bei stark fallenden Märkten: Wenn der Index nach sechs Jahren über 30 Prozent tiefer liegt als zum Startzeitpunkt, werden Sie einen Verlust erleiden. Laut Basisinformationsblatt können Anleger in einem Stressszenario über 50 Prozent des eingesetzten Geldes verlieren. Bei einem Zertifikat auf einen breit streuenden Aktienindex ist ein Minus von über 30 Prozent nach sechs Jahren zwar sehr unwahrscheinlich, etwa beim MSCI World. Aber sollten Sie ein Zertifikat auf einen weniger gut diversifizierten Index halten, wird das Risiko höher sein. 

  • Begrenzte Zugewinne: Obwohl der Index „MSCI World Climate Change ESG Select 4.5% Decrement“ in den vergangenen fünf Jahren um 9,5 Prozent und in den vergangenen zehn Jahren um knapp 6 Prozent gestiegen ist, liefert das Zertifikat nur eine Rendite von 4 Prozent. Sie tragen also bei einem Expresszertifikat das Risiko hoher Verluste, aber die Gewinne nach oben sind begrenzt.

  • Emittentenrisiko: Rechtlich gesehen sind Zertifikate Inhaberschuldverschreibungen, also Anleihen. Das bedeutet, Sie leihen einer Bank Ihr Geld, und sollte die Bank bankrottgehen, können Sie einen Teil oder das gesamte Geld verlieren. Bei der Dekabank dürfte dieses Risiko jedoch gering sein, da sie unter die gemeinschaftliche Einlagensicherung der Sparkassen fällt, die sogenannte Institutssicherung. Es müsste also das gesamte Sparkassensystem zahlungsunfähig werden, damit Verluste entstehen. Dennoch: Bei einer anderen Bank könnte das Risiko größer sein.

  • Vorzeitige Fälligkeit und Aufwand: Expresszertifikate können schon nach einem Jahr wieder fällig werden. Das bedeutet, Sie erhalten das Geld plus Zinsen zurück und müssen sich dann um die Neuanlage kümmern. Das verursacht zusätzlichen Aufwand, den Sie bei einem ETF-Portfolio nicht haben.

  • Hohe Kosten: Expresszertifikate sind teuer. Bei dem DekaBank Express-Zertifikat Relax liegen die Einstiegskosten laut Basisinformationsblatt bei rund 4 Prozent und die Ausstiegskosten bei 0,5 Prozent der Anlagesumme. Die laufenden Kosten werden über die gesamten sechs Jahre mit 0,7 Prozent pro Jahr angegeben. Zum Vergleich: Aktien-ETFs liegen bei circa 0,2 Prozent, und eine Festgeldanlage ist kostenfrei.

  • Schlechter Zugang zum Geld: Sie kommen nicht vorzeitig an das Geld heran. Möchten Sie es vorzeitig haben, müssten Sie das Expresszertifikat außerbörslich verkaufen, wobei hohe Handelskosten anfallen können. Zudem ist unsicher, welchen Preis Sie dann noch erhalten, besonders wenn der Index deutlich niedriger steht.

  • Hohe Komplexität: Die Produkte sind oft sehr komplex mit vielen verschiedenen Auszahlungsbedingungen. Es ist davon auszugehen, dass 90 bis 95 Prozent der Anleger, denen ein Expresszertifikat empfohlen wird, es nicht wirklich verstehen. Allein deshalb ist es für normale Privatanleger nicht geeignet.

Lohnen sich Expresszertifikate?

Privatanleger sollten besser Abstand von einem Investment nehmen. Expresszertifikate sind teuer, etwa im Vergleich zu Zinsanlagen bei Banken oder Aktien-ETFs. Die Auszahlungsbedingungen sind für Privatanleger kaum nachvollziehbar.

Verbraucherschützer sehen Expresszertifikate ebenfalls kritisch. Etwa erklärte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gegenüber einem Onlinemedium über Zertifikate, deren Wertentwicklung von einem Index abhängt: „Derartige Produkte sind für überhaupt keinen Kleinanleger bedarfsgerecht.“

Fazit: Dekabank-Expresszertifikate

Privatanleger sind mit einem Portfolio aus ETFs und Zinsanlagen wesentlich besser dran als mit einem Expresszertifikat.

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Über den Autor

Elias Huber ist stundenbasierter Honorar-Finanzanlagenberater (§ 34h GewO). Er unterstützt Anleger im Raum Offenburg (Ortenaukreis), Karlsruhe, Freiburg sowie deutschlandweit per Videokonferenz – mit unabhängiger Finanzberatung rund um Geldanlage, Altersvorsorge und Depotanalyse.

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Elias Huber ist Honorar-Finanzanlagenberater (§ 34h GewO). Er unterstützt Anleger im Raum Offenburg (Ortenaukreis), Karlsruhe, Freiburg sowie deutschlandweit per Videokonferenz – mit unabhängiger Finanzberatung rund um Geldanlage und den Vermögensaufbau mit ETFs.

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